30.04.2025

How To Siebträgermaschine - Wie du deinen ersten Espresso einstellst

Von Maria Wittig
How To Siebträgermaschine - Wie du deinen ersten Espresso einstellst

Du hast dir eine Siebträgermaschine geholt. Glückwunsch. Wirklich. Das ist ein großes Ding. Und vielleicht das Beste daran: Ab jetzt bestimmst du, was in die Tasse kommt. Aber genau da fängt’s an, kompliziert zu werden. Denn was theoretisch ganz einfach klingt – Kaffee rein, Wasser drauf, fertig – ist in der Praxis oft eine ziemlich zähe Angelegenheit. Zu sauer, zu bitter, zu schnell, zu gar nicht. Und nach dem fünften missratenen Shot fragst du dich, ob das alles wirklich sein muss.

Muss es nicht.

Espresso ist kein Mysterium. Es ist Handwerk. Und wie bei jedem Handwerk lernst du das Ding nicht über Nacht – aber du brauchst auch keine Kilos an Kaffee, um es zu verstehen. Viel hilft hier nicht viel. Eher: Weniger ist mehr, wenn du weißt, worauf du achten musst.

Als Startpunkt: 18 Gramm Kaffee ins Doppelsieb, 36 Gramm Espresso in die Tasse, durchgelaufen in ca. 25 bis 30 Sekunden. Das ist deine erste Orientierung. Nimm eine Feinwaage, wieg den Bezug mit – und schau, was passiert.

Wenn der Shot zu schnell läuft, zum Beispiel unter 20 Sekunden, schmeckt’s meistens sauer, leer, oft leicht grasig. Dann ist dein Mahlgrad zu grob – dreh feiner. Achtung: bei vielen Mühlen reicht schon ein kleiner Klick. Wenn du feiner mahlst, wird der Widerstand im Sieb größer, das Wasser braucht länger, du bekommst mehr Tiefe, mehr Körper, oft auch mehr Süße.

Läuft der Shot dagegen zu langsam – 35 Sekunden, vielleicht noch mehr – und es tropft nur so aus dem Siebträger, dann ist es zu fein. Der Geschmack? Bitter, flach, manchmal sogar muffig. Dreh gröber. Und beobachte, wie der Fluss sich verändert. Du musst nicht gleich den perfekten Shot jagen. Es reicht, zu merken, in welche Richtung du dich bewegst.

Die Kaffeemenge selbst – also wie viel du ins Sieb gibst – solltest du erstmal konstant halten. 18 Gramm ist ein guter Wert für die meisten Doppelsiebe. Wenn du deutlich zu wenig oder zu viel im Sieb hast, merkst du das beim Tampen: Mal ist kaum Platz, mal schwimmt der Puck. Erst wenn du mit Mahlgrad und Laufzeit halbwegs im Zielbereich bist, kannst du mit der Menge spielen. Mehr Kaffee = mehr Widerstand = längere Bezugszeit. Weniger = schneller. Aber das verändert auch das Verhältnis von Stärke zu Extraktion. Also: Erst stabilisieren, dann variieren.

Wenn du mit Mahlgrad und Bezugszeit im grünen Bereich bist – also dein Shot läuft in rund 25 bis 30 Sekunden, sieht gut aus, aber schmeckt trotzdem flach oder dünn – dann lohnt es sich, die Kaffeemenge leicht zu erhöhen. Ein Gramm mehr, zum Beispiel von 18 auf 19 g, kann schon mehr Fülle, Süße und Balance bringen. Umgekehrt: Wenn der Espresso sehr dicht, fast schon schwer wirkt, obwohl er technisch passt, kannst du die Dosis auch mal leicht senken. Wichtig ist nur: Immer nur eine Sache ändern – sonst weißt du nicht, was wirklich geholfen hat.

Du brauchst dafür kein Labor, keine App, kein Pressure Profiling. Was du brauchst, ist Ruhe. Ein bisschen Neugier. Und Lust, zuzuhören – dem Kaffee, deinem Gefühl, dem Moment. Denn ja, klar: Es wird Shots geben, die landen in der Spüle. Aber mit jedem wirst du besser. Und irgendwann merkst du: Das, was da gerade in deiner Tasse passiert ist – das war kein Zufall: Das war dein Espresso.

Es geht nicht darum, alles richtig zu machen. Es geht darum, es selbst zu machen. Und dabei einen eigenen Rhythmus zu finden. Also keine Panik. Nicht verzetteln. Nicht aufgeben. Fang an, beobachte, korrigiere. Trink den Kaffee, schmeck ihn, vertrau deinem Bauchgefühl und Geschmack. Und wenn du mal nicht weiterkommst – komm vorbei. Wir machen das zusammen.

Bis dahin: bleib dran & gutes Schlürfen!